In der Welt der sozialen Netzwerke ist es nicht unüblich, sich über den scheinbar endlosen Strom von Inhalten zu beklagen. Doch bevor wir die Schuld auf die Plattformen schieben, sollten wir uns selbstkritisch die Frage stellen: Welchen Cocktail haben wir uns selbst gemixt? Denn in den Weiten von Facebook und Co. sind es die Menschen und Unternehmen, denen wir unser Vertrauen geschenkt haben, die unsere Timelines formen.
Komplexe Algorithmen sortieren und priorisieren Inhalte, während bezahlte Beiträge auf Basis unserer hinterlassenen Daten erscheinen. Die Wahrheit ist: Wer sich über langweilige oder nervige Posts beklagt, hat möglicherweise bei der Auswahl seiner Netzwerkverbindungen Fehler gemacht. Doch hier kommt die gute Nachricht: Es liegt in unserer Hand, unser digitales Umfeld zu gestalten.
Jedes Jahr starte ich mit Frühjahrsputz im digitalen Leben. In meinem sozialen Netzwerk sortiere ich aus, verabschiede mich von Uninteressantem und schaffe Platz für inspirierende Begegnungen. Ein ritualisierter Neustart, der Klarheit und positive Energie bringt.
Ich habe mich von „Freunden“ getrennt, deren Timeline nur noch aus Bier- und Trink-Fotos oder täglichen Pseudo-Politik-Updates bestand. Natürlich mögen auch einige meine Posts als langweilig empfinden oder mit meinen Ansichten nicht übereinstimmen. Die Lösung? Eine Bereinigung der Freundesliste.
Im „echten Leben“ gestaltet sich das Aussortieren von Menschen schwieriger. Doch in der digitalen Welt ist es so einfach wie das Klicken auf „Als Freund entfernen“. Niemand muss sich dafür rechtfertigen, denn letztendlich ist jeder für sein Netzwerk selbst verantwortlich.
Klagen über die Oberflächlichkeit sozialer Netze sind nicht selten. Doch warum nicht digitale Bürgersteigwechsel betreiben? Wenn uns etwas stört, können wir die Straßenseite wechseln, sprich: jemanden entfreunden. Es ist keine Straftat, sondern eine Möglichkeit, unser digitales Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten.
Die Schlagworte lauten „Entfreunden is not a crime“. Bei Bedarf lässt sich sogar eine Light-Version des Liebesentzugs wählen, indem man auf der Profilseite „nicht mehr abonnieren“ auswählt. Damit bleibt die Verbindung bestehen, aber man bringt denjenigen zum Schweigen – zumindest für sich selbst.
Die Verantwortung für unser Netzwerk liegt bei uns. Wir können es nach unseren Vorstellungen formen. In meinem Social-Media-Freundeskreis tummeln sich Raumfahrt-Professoren, Ernährungs-Päpste, Funkamateure, Island-Fans, Apple-User und viele mehr. Warum? Weil ich es so will, und auch Du hast diese Freiheit.
In den Tiefen der sozialen Medien hausen jene fragwürdigen Gestalten, die man als Trolle bezeichnet. Hervorstechend ist nicht nur ihre Meisterschaft in der Kunst des Stänkerns, sondern auch ihre Neigung zur Anonymität. Wie Schatten agieren sie, ohne ihre eigenen Positionen öffentlich zu vertreten, denn der Mut dazu fehlt. Diese Trolle sind nicht nur virtuelle Nörgler, sondern auch arme Seelen, die vor Selbstmitleid über ihr vermeintlich erfolgloses Leben zerfließen. Ihr Dasein scheint von Frust und Neid geprägt zu sein, da sie anderen weder Spaß noch Erfolg gönnen. Ihr Spiel besteht darin, die Freude und Errungenschaften anderer zu trüben, während sie im Schutz der Anonymität ihre eigene Armseligkeit verbergen. Doch statt Mitgefühl zu wecken, ernten sie meist nur Kopfschütteln und Mitleid für ihren traurigen Versuch, ihre eigene Unzufriedenheit durch digitales Gift zu kompensieren.
Und auch hier, finde ich immer mal wieder solche Kleingeister, die mich armselig und anonym in den Kommentaren beschimpfen wollen – aber mal im Ernst, wie dumm muss man sein, wenn man denkt, dass mich solche Dinge auch nur im kleinsten berühren?
Die Kontrolle über unser eigenes Netzwerk in den sozialen Medien schützt uns vor zu viel Dummheit. Stößt man auf einen „Freund“, der nicht als solcher erkennbar ist oder dessen Einladungen und Beiträge unerträglich sind, kann man ihn ohne Rechtfertigung entfernen. Das mag im ersten Moment unbequem sein, zahlt sich aber über die Zeit aus, indem man Ärger und Frust vermeidet. Letztendlich gibt uns ein konsequent gestaltetes Netzwerk Kraft, Mut und Inspiration, anstatt uns zu deprimieren, zu ärgern und zu ermüden. Es ist Zeit, die Kontrolle über unser digitales Leben zu übernehmen und es zu dem zu machen, was wir wollen.