In der Welt von YouTube gibt es eine unendliche Vielfalt an Inhalten – von professionell produzierten Videos bis hin zu einfachen Vlogs, die mit einem Smartphone aufgenommen wurden. Doch ein spezieller Trend fällt auf: Viele technisch schlecht gemachte Videos, oft von Menschen produziert, die eigentlich über die technische Expertise verfügen sollten. Besonders auffällig ist dies bei lizenzierten Funkamateuren, die technische Themen in ihren Videos behandeln. Man könnte erwarten, dass gerade sie in der Lage sind, solide Video- und Tonqualität zu liefern. Aber oft ist genau das Gegenteil der Fall: Schlechter Bildschnitt, miserable Aufnahmen und ein regelrecht grausamer Ton, der das Verständnis erschwert.
Warum ist das so?
1. Technische Expertise ≠ Videoproduktionsexpertise
Zunächst einmal muss man unterscheiden: Nur weil jemand technisch versiert ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er oder sie auch ein Talent für Videoproduktion hat. Funkamateure beschäftigen sich mit Hochfrequenztechnik, Elektronik und Kommunikationssystemen, aber diese Fähigkeiten haben wenig mit der Kunst des Filmemachens zu tun. Es erfordert eine ganz andere Art von Wissen, um ein ansprechendes Video zu produzieren: Beleuchtung, Kameraeinstellungen, Schnitttechnik und besonders der Ton – alles Bereiche, in denen viele von ihnen einfach keine Erfahrung haben.
2. Selbstüberschätzung und der “Ego-Faktor”
Ein weiteres Phänomen, das man beobachten kann, ist eine gewisse Selbstüberschätzung. Es ist verständlich, dass jemand, der sich in seinem Fachgebiet als Experte sieht, glaubt, er könne auch auf YouTube schnell erfolgreich sein. Doch genau hier zeigt sich oft das Problem: Diese Personen unterschätzen den Aufwand, der hinter der Produktion eines qualitativ hochwertigen Videos steckt. Vielleicht sind sie so sehr von ihrem Fachwissen überzeugt, dass sie denken, der Inhalt allein genügt, um Zuschauer zu begeistern – unabhängig von der technischen Umsetzung.
Das Ego spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Manchmal scheint es, als ob der Stolz auf das eigene Wissen die kritische Selbstreflexion verdrängt. Viele dieser YouTuber scheinen ihre Videos nicht selbst noch einmal anzuschauen, bevor sie sie veröffentlichen. Wenn sie es täten, würden sie sicher merken, wie störend ein schlechter Ton oder unpassende Schnitte wirken. Stattdessen veröffentlichen sie die Videos so, wie sie sind, und erwarten, dass das Publikum sich trotz der schlechten Qualität für den Inhalt interessiert.
3. Mangel an Feedback und Selbstkritik
Ein weiterer Grund könnte das Fehlen von konstruktivem Feedback sein. Viele YouTuber, insbesondere im Bereich Amateurfunk, erhalten oft nur Lob oder gar kein Feedback von ihrer kleinen Zuschauerschaft. Kritik an der technischen Qualität kommt selten vor, da das Publikum oft eher auf den Inhalt als auf die Form achtet. Das führt dazu, dass der Videomacher seine Fehler nicht erkennt und sie in zukünftigen Videos wiederholt.
Dazu kommt der gegenseitige Lob vieler YouTuber – der eine schlechte lobt den anderen schlechten.
4. Technische Anforderungen unterschätzt
Viele unterschätzen auch schlichtweg die technischen Anforderungen an eine gute Videoproduktion. Eine saubere Audioaufnahme erfordert z.B. nicht nur ein Mikrofon, sondern auch eine ruhige Umgebung, das richtige Setup und eventuell Nachbearbeitung. Ein klarer Bildschnitt ist mehr als das bloße Aneinanderreihen von Szenen – es geht darum, das Auge des Betrachters zu lenken und eine verständliche und flüssige Darstellung zu bieten. Wer sich nie intensiv mit diesen Aspekten beschäftigt hat, wird sie leicht übersehen.
5. Zeitmangel und fehlende Ressourcen
Schließlich darf man nicht vergessen, dass viele dieser YouTuber ihre Videos nebenbei, als Hobby, produzieren. Die Motivation liegt oft darin, Wissen zu teilen, nicht darin, ein professionelles Medienprodukt zu schaffen. Zeitmangel und fehlende Ressourcen führen dann dazu, dass Videos schnell produziert und veröffentlicht werden, ohne dass viel Wert auf die technische Qualität gelegt wird.
Sie wollen sich einfach selbst zeigen und Lob ernten, was aber schnell nach hinten losgehen kann.
Fazit: Wie lässt sich das verbessern?
Es gibt eine einfache Lösung für viele dieser Probleme: Selbstkritik und das Bemühen, sich in der Videoproduktion weiterzubilden. Niemand erwartet von einem Funkamateur, dass er ein perfektes Video abliefert, aber ein Minimum an Qualität sollte schon gegeben sein – insbesondere, wenn der Inhalt technisch anspruchsvoll sein soll. Guter Ton, klare Aufnahmen und ein flüssiger Bildschnitt sind heute mit einfachen Mitteln erreichbar.
Ein erster Schritt wäre, die eigenen Videos vor der Veröffentlichung anzusehen und sich zu fragen: Würde ich mir das selbst gerne anschauen? Würde mich der schlechte Ton oder die schlechte Bildqualität stören? Wenn die Antwort „Ja“ lautet, wäre es sinnvoll, etwas mehr Zeit in die Verbesserung zu investieren. Schließlich sollte der eigene Stolz auf das Fachwissen nicht durch eine schlechte Präsentation zunichtegemacht werden.
Am Ende geht es darum, den eigenen Anspruch nicht nur an den Inhalt, sondern auch an die Form zu stellen. Denn ein gut gemachtes Video hilft nicht nur, die Zuschauer zu binden, sondern vermittelt auch Respekt für das eigene Thema und das Publikum.